Saugluftbremse

Die Bremskraft entsteht bei der Saugluftbremse dadurch, daß in einem Zylinder auf eine Seite des Kolbens ein Unterdruck, auf die andere der atmosphärische Druck wirkt. Der größte Druckunterschied, der bei völliger Luftleere entstehen kann, beträgt 1 kg/cm². Der tatsächliche Wert ist jedoch wesentlich geringer, da betriebsmäßig nur ein Unterdruck von 0,5 bis 0,6 kg/cm² erreicht werden kann. Um die gleichen Kolbenkräfte wie bei der Druckluftbremse ausüben zu können, müssen die Bremszylinder der Saugluftbremse etwa den zweieinhalbfachen Durchmesser der Zylinder der Druckluftbremse haben. Die Saugluftausrüstung ist deshalb verhältnismäßig schwer.

Der mechanische Teil der Saugluftbremse ist grundsätzlich ähnlich dem der Druckluftbremsen. Desgleichen wird der Bremsvorgang auch durch Druckänderungen in der Leitung gesteuert. Die Saugluftbremse ist also durchgehend, sie wirkt je nach ihrer Bauart nicht selbsttätig oder selbsttätig. Beide Bauarten gleichen in ihrem Aufbau den entsprechenden Ausführungen der Druckluftbremse. Bei der nicht selbsttätigen werden Leitung und Bremszylinder beim Bremsen leergesaugt und beim Lösen belüftet. Mit dem Hahn kann man in Stellung I den Zylinder mit der Saugluftpumpe, sodann in Stellung II mit der freien Luft verbinden. Die selbsttätige, auch als automatische Vakuumbremse (Av) bezeichnet, arbeitet wie die Zweikammerbremse. Im Lösezustand ist in der Leitung und in den beiden Kammern des Bremszylinders Unterdruck vorhanden. Zum Bremsen wird die Leitung und die Vorderkammer des Zylinders belüftet. Die Bremswirkung ist abhängig von dem Druckunterschied auf beiden Kolbenseiten, sie ist am größten, wenn in der Leitung der volle atmosphärische Druck herrscht. Bei einer Zugtrennung oder bei Betätigung der Notbremsklappe wird die Luftleere in der Leitung sofort zerstört, so daß die volle Bremswirkung eintritt.

Der Unterdruck wird bei Dampflokomotiven durch einen Dampfstrahlsauger erzeugt, der mit dem Führerbremsventil vereinigt ist. Bei anderen Fahrzeugen wird ein Motorsauger und ein besonderes Führerbremsventil verwendet.

Auf Regelspurbahnen sind im allgemeinen Druckluftbremsen in Gebrauch. Saugluftbremsen (Bauarten Hardy und Körting) werden bei einigen Bahnen des Auslandes und in Deutschland bei Schmalspur- und Kleinbahnen verwendet.