3. Geschichtliche Entwicklung der Dampflokomotiven

3.1. Die Anfänge des Lokomotivbaues

Im Jahre 1804 gelang es dem Engländer Trevithik, für die bisher nur mit Pferden betriebene Bahn auf eisernen Schienen eine Dampflokomotive zu bauen, die aber zusammen mit zwei weiteren Lokomotiven desselben Erbauers nur ganz kurze Zeit in Betrieb war, da die Schienen damals für das verhältnismäßig hohe Lokomotivgewicht noch nicht ausreichten. Man glaubte, mit leichteren Maschinen keine Lasten schleppen zu können, deshalb verlief die weitere Entwicklung zunächst in der Richtung, die Reibung zwischen Rad und Schiene durch andere Übertragungsmittel zu ersetzen. Es entstanden Zahnradlokomotiven, Seiltrommellokomotiven (nach Art der Kettendampfer) und Lokomotiven, bei denen sich mehrere maschinell angetriebene Stützen wie die Hinterbeine eines Pferdes gegen den Erdboden stemmten.

Bild 1 Puffing Billi
Bild 1 Puffing Billi

Bild 2 Rocket
Bild 2 Rocket

Erst im Jahre 1813 wies der Engländer Blackett nach, daß die Reibung zwischen Rad und Schiene allein genügt, um außer der Lokomotive noch angehängte Lasten fortzubewegen. Im gleichen Jahre baute William Hedlay eine Lokomotive, die auf ”glatten” Rädern lief, ”Puffing Billy” genannt. Ihre getreue Nachbildung befindet sich im Deutschen Museum in München (Bild 1). Sie hatte zwei stehende Zylinder, die über Hebel und Stangen auf eine zwischen den beiden Treibachsen liegende Blindwelle arbeiteten, die durch Zahnräder mit den Treibachsen gekuppelt war. Diese Maschine blieb längere Zeit in Betrieb.

Einen weiteren Fortschritt stellte die 1826 von Stephenson gebaute Lokomotive für die Stockton-Darlington-Eisenbahn dar, deren Kolben direkt auf die drei Kuppelachsen wirkten. Der Kessel litt allerdings unter träger Dampfentwicklung, da er als Flammrohrkessel mit verhältnismäßig geringer Heizfläche ausgestattet war.

Bild 3 Schnitt durch den Kessel der Rocket
Bild 3 Schnitt durch den Kessel der Rocket

Im Jahre 1829 schrieb die Manchester-Liverpool-Eisenbahn einen Wettbewerb aus, um für ihre neu gebaute Bahn die besten Lokomotiven zu bekommen. Sie sollten auf einer bestimmten Strecke das Dreifache ihres Eigengewichtes mit einer Geschwindigkeit von 16 km/h ziehen können. In dem weltbekannten Wettrennen zu Rainhill am 8. Oktober 1829 ging die Lokomotive ”Rocket” (Bild 2) des Ingenieurs Stephenson als überlegener Sieger hervor. Sie erreichte sogar eine Höchstgeschwindigkeit von 46,5 km/h. Bild. 3 zeigt einen Schnitt durch ihren Kessel, der erkennen läßt, daß die preisgekrönte Lokomotive grundsätzlich die jetzt noch vorhandenen Hauptmerkmale der Dampflokomotive aufweist, nämlich: wasserumgebene Feuerbüchse, Heizrohrkessel und ein Blasrohr zum Anfachen des Feuers. Der Röhrenkessel war bereits 1827 von dem Franzosen Seguin erfunden worden. Bild 2 läßt weiter erkennen, daß die unmittelbare Kraftübertragung vom Zylinder auf die Treibachse und die Abfederung des Rahmens bezeichnende Einzelheiten der Stephensonschen Lokomotive waren, die bis heute beibehalten wurden. Mit der ”Rocket” beginnt die eigentliche Geschichte der Dampflokomotive.


Aufbau und Technik der Dampflokomotive