Hilfsluftbehälter

siehe Schaubild (65)

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Druckluftbremse

In der Eisenbahn-Bau- und Betriebsordnung sind die Anforderungen an eine moderne Bremse festgelegt:

§35 Ausrüsten der Zuge mit Bremsen
(1) Die Züge mit einer Höchstgeschwindigkeit von mehr als 50 km/h müssen mit durchgehender selbsttätiger Bremse gefahren werden.

Die Bezeichnung "durchgehend" bedeutet, daß die Bremsen aller Fahrzeuge eines Zuges von einer Stelle aus gelöst und angelegt werden können. Eine durchgehende Bremse ist "selbsttätig", wenn sie bei jeder unbeabsichtigten Unterbrechung der Bremsleitung wirksam wird. Die Forderungen "durchgehend" und "selbsttätig" können durch die indirekt wirkende Druckluftbremse erfüllt werden.

Beim indirekten Bremsen und Lösen werden mit dem Führerbremsventil auf dem Triebfahrzeug Druckänderungen in der Steuerleitung (Hauptluftleitung) vorgenommen. Über ein Steuerventil mit separatem Vorratsbehälter (Hilfsluftbehälter) werden nun bei jedem Fahrzeug die Bremszylinder beim Bremsen mit Druckluft gefüllt und beim Lösen wieder entlüftet. Damit sind auch schon die wesentlichen Elemente der Druckluftbremse genannt, die als Regelausführung international verbindlich vorgeschreiben ist.

Die Bremskraft wird in einem Druckluftzylinder (Bremszylinder) mit Kolben erzeugt, der über ein Gestänge mit den Bremsklötzen verbunden ist. Eine Feder hält den Kolben des Bremszylinders in gelöster Stellung, so daß die Bremsklötze am Rad nicht anliegen. Beim Bremsen strömt Druckluft in den Bremszylinder, der Kolben überwindet die Federkraft und drückt über das Gestänge den Bremsklotz gegen das Rad.

Bei der selbsttätigen Druckluftbremse wird im Lösezustand die Hauptluftleitung über das Führerbremsventil mit Druckluft von 5 bar gefüllt. Ein Regler am Führerbremsventil sorgt dafür, daß dieser Druck auch bei zulässigen Undichtigkeiten in der Hauptluftleitung gehalten wird. Über das Steuerventil wird der Hilfsluftbehälter ebenfalls auf 5 bar gefüllt. Der Bremszylinder ist über das Steuerventil entlüftet.

Selbsttätige Druckluftbremse in Lösestellung
Selbsttätige Druckluftbremse in Lösestellung

Wird nun der Druck in der Hauptluftleitung über das Führerbremsventil gesenkt, steuert das Steuerventil in die Bremsstellung um. Es wird eine Verbindung zwischen Hilfsluftbehälter und Bremszylinder hergestellt; die Verbindung von der Hauptluftleitung wird unterbrochen. Der Bremszylinder füllt sich mit Druckluft und der Kolben drückt über das Gestänge die Bremsklötze an die Räder.

Selbsttätige Druckluftbremse in Bremsstellung
Selbsttätige Druckluftbremse in Bremsstellung

Die Höhe der Drucksenkung in der Hauptluftleitung entscheidet über die Höhe des Bremszylinderdruckes. So gilt im allgemeinen:

Druck in der HL Druck im Bremszylinder
5 bar 0 bar
4,5 bar 1,2 bar
zwischen 4,5 und 3,5 bar zwischen 1,2 und 3,8 bar
3,5 bar 3,8 bar
0 bar 3,8 bar


Die Tabelle zeigt, daß zu jedem Druck in der Hauptluftleitung ein bestimmter Druck im Bremszylinder gehört. Bei einem Hauptluftleitungs-Druck von 3,5 bar wird im Bremszylinder der Höchstdruck erreicht. Eine weitere Drucksenkung führt zu keiner weiteren Erhöhung des Bremszylinderdruckes. Durch stufenweises Senken des Druckes in der Hauptluftleitung ist ein feinfühliges Bremsen des Zuges möglich.


Gelöst wird die Bremse durch Erhöhung des Druckes in der Hauptluftleitung. Dies bewirkt, Daß das Steuerventil in die Lösestellung umsteuert; Druckluft strömt aus dem Bremszylinder ins Freie, der Hilfsluftbehälter wird wider gefüllt. Das Lösen kann wie das Bremsen stufenweise geschehen. Man spricht in diesem Fall von einer mehrlösigen Bremse. Voll gelöst ist die Bremse, wenn der Druck in der Hauptluftleitung wieder einen Wert von 5 bar erreicht hat.


Ältere Steuerventile sind einfacher gebaut. Einige Bauarten sind im Gegensatz zur mehrlösigen Bremse nur einlösig, d.h. jede Erhöhung des Druckes in der Hauptluftleitung führt zum vollständigen Lösen der Bremse. Ein stufenweises Lösen ist nicht möglich.

Aufbau und Technik der Dampflokomotive